Montag, 1. Februar 2010

Die Misere mit der Mixkiste

Zuerst habe ich es ja für bloßen Friedrichshainer Schnickschnack gehalten - eine Gemüsemixkiste, frisch vom Bauern, die bestellen sich ja wohl nur pseudo-alternative Pärchen aus dem Prenzlauer Berg. Zu einem Studentenwohnheim passt der Begriff „Märkische Mixkiste“ einfach nicht. Bei uns wird auf Etage eins bis vier regelmäßig Miracoli gekocht, eine selbst belegte Pizza ist da schon die Luxusvariante. Und nun frisches Obst und Gemüse, das auch noch den Status „Bio“ trägt?

Eine Freundin, die von der Gemüsekiste schwärmte, hatte mich schließlich überzeugt: Gut, ich kann es ja mal ausprobieren. Im Eichkamp waren meine Mitbewohnerin und ich übrigens die ersten, die die bunte Kiste bestellten, Pioniere sozusagen. Charlottenburg wird immer am Dienstag beliefert. Wir sind aber ausgerechnet dienstags immer nicht da. Deshalb sollte der Lieferant die Kiste direkt im Flur vor unserer Haustür abstellen. Am Abend würden wir unser frisches Biogemüse dann verspeisen können.

Um es abzukürzen: Die Kiste kam nicht an. Ja, wir hätten es uns denken können. Im Eichkamp kommt öfter etwas weg. Briefe, Pfandflaschen, Käse, Wein - alles mögliche wird geklaut. Ob das immer die beiden Obdachlosen sind, die fast täglich über unser Gelände wandern oder andere Studenten oder der Hausmeister - ich weiß es nicht. Die Verkäufer von der Märkischen Kiste waren jedenfalls überrascht. Sowas käme „selten“ vor. Als Neukunden wollte man uns aber nicht vergraulen. Die nächste Kiste sollte es gratis geben.

In Gedanken war die Freude groß: Wir sahen uns schon die ausgefallenen Kartoffelsorten sortieren, an neuen frischen Gewürzen schnuppern und raten, welche der Knollen die Petersilienwurzel sei. Und dann der Blick in die echte Kiste, die eine Woche später ankam und immerhin 20 Euro kostete: fünf Mohrrüben, ein paar Minibirnen, zwei Brokkolie, acht kleine Zwiebeln, ein Kohlkopf (aus Frankreich) und vier Clementinen (auch aus Frankreich). Der Kohlrabi kostete allein 1,60 Euro. Biokisten sind doch nur etwas für reiche Friedrichshainer.

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